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Hitverdächtige Titelmelodie

Im Musical „Katharina Lutherin“ steht eine starke Frau im Mittelpunkt

17.02.2016 | Das Gospelkombinat Nordost, Darstellende aus Kirchengemeinden des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises und die Laienspielgruppe Groß Bisdorf laden am kommenden Wochenende zur Premiere des Musicals über Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora ein. Eine Herbsttournee führt die Musicalgruppe dann sogar bis ins rumänische Siebenbürgen.

Groß Bisdorf/Weitenhagen (sk). Am kommenden Sonnabend, 20. Februar, feiert das Musical „Katharina Lutherin“ um 17 Uhr seine Premiere in der Kirche in Weitenhagen bei Greifswald. Es erzählt die Vor- und Nebengeschichte des Musicals „Martin Luther“, das von Sängerinnen und Sängern des Gospelkombinats Nordost, Mitgliedern verschiedener Kirchengemeinden sowie Laiendarstellenden, mit großem Erfolg im Jahr 2015 insgesamt acht Mal aufgeführt wurde.

Unter anderem gab es eine Vorstellung in Demmin im Rahmen der Kunstinstallation „Ein Garten Eden 2015“. Wie bereits bei „Martin Luther“ wird der Zuschauer mit viel Musik in das pralle Leben des Spätmittelalters versetzt. Diesmal steht jedoch nicht der Reformator, sondern seine Frau, Katharina von Bora, im Mittelpunkt. Zeit für eine weibliche Hauptrolle „Nach Paulus, Jesus, Jakob und Luther war es an der Zeit für eine weibliche Hauptrolle“, sagt Nicole Chibici-Revneanu.

Die Pastorin hat die Musik komponiert und das Stück zusammen mit der Greifswalder Autorin und Theologin Stefanie Schwenkenbecher entwickelt. Das Musical zeichnet die wichtigsten Lebensstationen der sächsischen Adligen nach, unter anderem ihre Zeit als Ordensschwester im Kloster Nimbschen, aus dem sie der Legende nach mit einer Kutsche floh, auf der sie sich in einem Heringsfass versteckte. Die Kindervariante des Stücks war bereits im vergangenen Jahr unter anderem in der Greifswalder Jacobikirche zu sehen. Doch die längere und anspruchsvollere Erwachsenenversion des Musicals kommt erstmals am kommenden Wochenende zur Aufführung.

Enorme Energie wird spürbar Bereits seit Wochen laufen die Proben. Wie bereits bei „Martin Luther“ trafen sich die Darstellenden dafür an einem Wochenende sowie zu mehreren Auffrischungsproben im Gemeindehaus in Groß Bisdorf. Weitgehend sind wieder die Schauspielerinnen und Schauspieler an Bord, die schon bei „Martin Luther“ dabei waren. Es gibt aber auch neue Gesichter im Ensemble. Katja Beese als Katharina von Bora und Robert Wild als Martin Luther schlüpfen wieder in ihre alten Rollen. „Als feststand, dass es im neuen Musical um Katharina von Bora geht, war schnell klar, dass ich das übernehme“, freut sich Katja Beese. Im richtigen Leben ist sie Apothekerin, studiert aber bereits seit zwei Jahren nebenher Gesang. Als „Lutherin“ ist sie voll in ihrem Element. „Musik ist Teil meines Lebens“, sagt die 30-Jährige, die Mitglied der Greifswalder Johannesgemeinde ist. „Wenn wir gemeinsam proben und auftreten, dann ist eine enorme Energie spürbar“, sagt Katja Beese mit ansteckender Begeisterung. „Morgenstern“ geht sofort ins Ohr. 

Die jüngere Katharina in den Anfangsszenen des Musicals wird von Maja Templin aus der Kirchengemeinde Groß Bisdorf dargestellt. Sie war bereits bei der Musical-Freizeit in Sassen dabei und hat die Titelheldin schon im Kindermusical verkörpert. „Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich überlege, später auch mal beruflich etwas mit Theater zu machen“, erzählt die Elfjährige. Jede Probe startet mit einem Aufwärmritual, bei dem die Stimmbänder gelockert und geschmeidig werden. Mit den launigen Übungen für Körper und Kehle sorgt Nicole Chibici-Revneanu gleich zu Beginn für gute Stimmung im rund 30-köpfigen Ensemble, in dem beinahe jede Altersgruppe vertreten ist. Nachdem das Zwerchfell präpariert ist, startet der gesamte Chor die Probe mit der Titelmelodie des Musicals.

Das Lied „Morgenstern“ hat eine hitverdächtige Melodie, die sofort ins Ohr geht. Es fasst im Finale die christliche Hoffnungsverheißung als Botschaft des knapp 60-minütigen Stücks zusammen. Jede Bewegung ist mit Symbolik aufgeladen Für Zuhörer ist sofort zu merken, dass hier ein eingespieltes Team am Werk ist. Das wird besonders deutlich, als die Darstellenden nicht nur singen, sondern parallel dazu auch noch eine nicht ganz unkomplizierte Choreografie einüben, die den Inhalt des Textes und die Wirkung der Melodie noch verstärkt. „Jetzt bitte ein seliges Lächeln und denkt immer in großen Bewegungen, damit die Choreografie auch in den hinteren Zuschauerreihen gesehen wird“, instruiert Nicole Chibici-Revneanu die Gruppe.

Nach der Inszenierung von inzwischen fünf Musicals ist die Pastorin ein echter Regie-Profi geworden. Jeder Bewegung der Akteure gibt sie eine Bedeutung und lädt sie mit Symbolik auf. „Unser aktuelles Musical ist noch ein ganzes Stück komplexer als das vorige. Das Ensemble war bereit für diesen weiteren Schritt, denn es hat sich im vergangenen Jahr deutlich weiterentwickelt und viele Erfahrungen gesammelt“, schätzt Nicole Chibici-Revneanu die Fortschritte ein. Gastspielreise führt nach Siebenbürgen „Im Vergleich zur Kinderversion des Musicals haben wir die aktuelle Fassung stark überarbeitet“, so die Pastorin. „Und auch mit Blick auf das Luther-Musical haben wir uns noch einmal gesteigert, es gibt mehr Dramatik.

Es ist aber auch humorvoller“, sagt Nicole Chibici-Revneanu und nennt als Beispiel eine mundartliche Szene, die beim Publikum für viel Heiterkeit sorgen wird. Nach der Premiere am kommenden Sonnabend wird es in diesem Jahr sicherlich ähnlich viele Vorstellungen geben wie im Vorjahr mit „Martin Luther“, beispielsweise am 12. Juni in der Klosterruine Eldena, am 18. Juni in der Kirche Nehringen und am 19. Juni in Rolofshagen bei Grimmen. Fest steht auch schon eine Gastspielreise nach Siebenbürgen in Rumänien. „Wir waren mal mit dem Gospelkombinat dort unterwegs und wurden dann eingeladen, mit unserem Musical wiederzukommen“, freut sich Nicole Chibici-Revneanu auf diesen Höhepunkt im diesjährigen Herbst.