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Auftakt zum Reformationsjubiläum in Schleswig-Holstein:

Bischof Magaard: „Wir sind von Gott gesehen und geliebt“

02.11.2016 | Rendsburg (emw). „Selig seid ihr. – Wir sind gemeint. Wir machen mit.“ Unter dieser zentralen Botschaft feierten am Reformationstag (31. Oktober) in der Christkirche in Rendsburg-Neuwerk mehr als 300 Menschen mit und ohne Behinderung einen bunten und festlichen Gottesdienst in Leichter Sprache.

Foto: Marie-Elisabeth Most-Werbeck

Der Gottesdienst bildete den Auftakt zu den Feierlichkeiten im Sprengel Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) im Jubiläumsjahr der Reformation, als deren Beginn Luthers Thesenanschlag 1517 gilt. Zu den Gästen aus Politik und Gesellschaft gehörten auch Innenminister Stefan Studt, Landtagsabgeordnete aller Parteien sowie Vertreterinnen und Vertreter kirchlicher, diakonischer und kommunaler Einrichtungen aus Schleswig-Holstein und Dänemark.

In seiner Predigt sagte Bischof Magaard: „‚Selig seid ihr‘ – Das heißt, wir sind von Gott gesehen und geliebt.“ Dabei komme es nicht darauf an, was Menschen leisten könnten oder wie erfolgreich sie seien. Magaard betonte: „Es kommt darauf an, dass wir diese Liebe Gottes spüren und anderen Menschen zeigen – im Arbeitsalltag, in der Familie, im Freundeskreis und in der Wohngruppe. Wir können es denen zeigen, die Angst vor Fremden haben. Wir können es den Fremden zeigen. Und denen gegenüber, die krank sind. Die sich ungeliebt fühlen. Oder unnütz. Selig seid ihr – wir freuen uns mit Gott, dass es euch gibt!“ Vor 499 Jahren habe der Mönch Martin Luther mit dieser Erkenntnis die Kirche verändert, daher sei die Reformation bis heute wichtig und ein Grund, das bevorstehende 500. Jubiläum mit einem Festjahr zu begehen: „Wenn wir die Liebe Gottes feiern, haben viele Menschen Grund, mit uns zu feiern. Und dann verändert sich etwas in dieser Welt. Darauf hoffe ich.“

Segensbänder verteilt

Bands und Chöre aus integrativen Projekten und Einrichtungen in ganz Schleswig-Holstein haben den Gottesdienst musikalisch gestaltet. Landtagspräsident Klaus Schlie las den zentralen biblischen Text des Gottesdienstes, die Seligpreisungen Jesu aus dem Matthäusevangelium, in Leichter Sprache.

Spielerinnen einer integrativen Theatergruppe stellten ein „improvisiertes Himmelreich“ dar. Schülerinnen und Schüler des Helene-Lange-Gymnasiums hatten das Fürbittengebet geschrieben, das sie im Gottesdienst vortrugen. Während des Gottesdienstes erhielten alle Menschen in der Christkirche Segensbänder, die in den zurückliegenden Wochen in acht Werkstätten der Diakonie von Menschen mit Beeinträchtigungen hergestellt worden waren.

Bischof Gothart Magaard übergab im Namen der Nordkirche Landtagspräsident Klaus Schlie ein Exemplar der revidierten Lutherbibel 2017 im Altarbibelformat. Sie ist bestimmt für den Raum der Stille im schleswig-holsteinischen Landtag.

Gemeinsam ins Jubiläumsjahr

Landespastor Heiko Naß (Diakonisches Werk Schleswig-Holstein) sagte, er sei dankbar dafür, „dass wir diesen Gottesdienst in Leichter Sprache und inklusiv feiern und dass Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft und viele Beschäftigte aus den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen gemeinsam in dieses Jubiläumsjahr gehen“. Bei dem anschließenden Empfang im Hohen Arsenal machte Landtagspräsident Klaus Schlie in seinem Grußwort auf Parallelen zur Zeit Luthers aufmerksam: „Damals wie heute sahen sich die Menschen mit gravierenden sozialen, gesellschaftlichen und auch technischen Veränderungen konfrontiert. Die Reformation war zum Teil Auslöser dieser Veränderungen, sie war aber zugleich Reaktion und aktive Bewältigung dieser krisenhaften und tiefgreifenden Umwälzungen.“

Luther und seine Mitstreiter, so Schlie, hätten damals Halt und inneren Kompass Glauben gefunden, im Willen zur Veränderung und im gegenseitigen Gedankenaustausch. Dies sei ein hervorragendes Rezept auch für gegenwärtige Herausforderungen: die Auseinandersetzung mit den eigenen Grundsätzen und Werten, das Vertrauen, sich Veränderungen zu stellen und sie zu gestalten, und der Dialog mit allen Menschen in der Gesellschaft.

Viele Veranstaltungen

„Die evangelisch-lutherische Kirche nutzt das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr in ganz hervorragender Weise dazu, zeitlose Gedanken aufzugreifen und für unsere Gesellschaft fruchtbar zu machen“, sagte der Landtagspräsident und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass das Reformationsjahr im Sinne des Gottesdienstthemas „Selig seid ihr“ die Kraft gebe, „uns immer wieder kritisch, aber auch neugierig und offen mit unserem Glauben auseinanderzusetzen und ihn aufrichtig zu leben“.

Die Veranstaltungen zum Auftakt des Reformationsjubiläums in Schleswig-Holstein wurden am Nachmittag in der Christkirche fortgesetzt mit einem Konzert von Bands und Chören aus der Integrativen Arbeit in Schleswig-Holstein.